Vor genau einem Monat weilte ich in Hamburg bei der Akademie für Publizistik. Ich habe den zweiten Teil von meinem Volokurs genossen. Eines Morgens hingen an den Wänden großkopierte Ausschnitte von einem Tagesspiegel-Artikel. „Guck‘ mal, die haben den Text komplett abgedruckt“, flüsterten die Akademieler sich stolz zu. Das war der Siegertext zum dritten Platz von einer Tagesspiegel-Redakteurin. Dorothee Nolte hat die Akademie-Preisfrage 2008 beantwortet hat. Sie überzeugte die Jury mit der Frage, wozu es noch Zeitungen gibt, mit am Besten. Von der Preisverleihung habe ich aber nicht viel mitbekommen, obwohl ich zur gleichen Zeit an der Akademie war. An jenem Abend hatten wir Volokursteilnehmer etwas anderes vor. Vielleicht bekomme ich im nächsten Jahr mehr mit, denn es gibt jetzt eine neues Preisfrage!
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Was mit Medien
fiene & vanity unfair
Ich glaube das wird nix mehr, mit meiner Kolumne in der Vanity Fair. Hatte mir ja eigentlich gewünscht irgendwas über Medien oder über Internet zu schreiben. Das Magazin steht vor seiner Einstellung. Es sind ja mehr als Spatzen, die das Ende der wöchentlichen Zeitschrift von den Dächern pfeifen.
Ich würde mich wundern, wenn wir in einem Jahr immer noch jeden Donnerstag die Vanity Fair am Kiosk ausliegen sehen.
Es wäre ja nicht das erste Ende der Vanity Fair.
fiene & huch
Huch! #radiojournalisten
fiene & medienkrise
So nah wie in dieser Woche bin ich der Finanzkrise noch nicht gekommen. Mit voller Breitseite haben die Auswirkungen jetzt auch die Medien erreicht – oder besser gesagt: sichtbar gemacht. Ich habe in dieser Woche mit zwei Bekannten gesprochen, die gegen die Krise kämpfen. Da ist mir bewußt geworden, wie ernst es doch ist. Die eine ist gefeuert worden. Sie arbeitet bei einem kleinen Fachverlag, der sparen muß. Seiner Branche geht es nicht gut; den Printkreisen auch nicht – also wird gestrichen. Zum Jahresende muß sie gehen. Die Entlassung hat sie kalt erwischt. Am Morgen ahnte sie noch nicht, was ihr und einer Handvoll Kollegen droht. Dabei ist sie doch so talentiert, so engagiert und überhaupt so gut. Sie war halt erst kurz dabei.
Der andere Kollege hat die Seiten gewechselt. Zum ersten Mal sitzt er in Betriebsversammlungen nicht mehr auf der Seite der Angestellten. Er schaut jetzt seinen Kollegen ins Gesicht. Das ist komisch: Er kennt seine Kollegen, die Schicksale und muß sich mit einem inneren Kampf auseinander setzen: Möglichst das Beste für die Leute herausholen aber auf der anderen Seite ist auch das eigene Haus zu retten. Ständig gibt es Fragen, auf die er noch keine Antworten hat. Er ist für Klarheit. Damit jeder weiß, woran er ist. Es gebe nichts schlimmeres, als Weihnachten zu Hause zu sitzen, mit der Unklarheit der eigenen Zukunft im Nacken. Weiter will ich gar nicht fragen. Was ich merke: Schlimm wird es, wenn aus den Zahlen Gesichtern werden.
Beide haben ihren Weg, um mit der Krise umzugehen. Da glaube ich fest dran. Aber ich bin mir auch sicher, dass die Medienkrise in den nächsten Monaten noch ein Stückchen näher kommen wird.
fiene & was mit medien 151
Was mit Medien hat endlich einen neuen RSS-Feed. Ihr findet den Medienpodcast von Herrn Pähler und mir ab sofort unter http://wasmitmedien.de/feeds/wasmitmedien.php – bitte weitersagen. Im Feed findet ihr die neue Episode 151. Steffen Büffel erklärt, was die Finanzkrise mit den Medien zutun hat und Susan Grant von CNN stellt das Bürgerjournalismusprojekt iReport.com vor.
Die Episoden gibt es auch auf wasmitmedien.de zum Nachhören und weil ihr solange warten mußtet, gibt es bis zum nächsten Freitag drei neue Episoden. Heute, Montag und am kommenden Freitag gibt es eine neue Folge.
Nachdem unser Podcast nicht mehr auf Welt läuft, machn wir jetzt ersteinmal auf eigene Faust weiter. Weiterhin gibt es das Medienmagazin auch auf Radio Q, dem Campusradio für Münster. Zum Monatswechsel gibt es uns auch weiter beim Radio Eins Medienmagazin.
Seit Anfang des Monats habe ich hier nichts mehr gebloggt, weil so viel Troubel war. Deswegen bin ich jetzt besonders froh, dass es jetzt mit Was mit Medien weitergeht.
fiene & online-ethik
Ich habe letzte Nacht Post bekommen.
Hallo Herr Fiene,
erinnern Sie sich noch an diesen Artikel? http://x – aus der turbulenten Anfangszeit des Projekts X? Könnten Sie vielleicht zufällig bei diesem artikel auf den Delete-Button kommen? Muss ja nicht jedes Skandälchen auf ewig im Internet stehen, oder?
viele Grüße
X
Jetzt frage ich mich: Darf man das Internet löschen? Wahrscheinlich merkt es niemand, wenn das Artikelchen verschwindet. Wahrscheinlich verschwinden tägliche viele Artikel oder Blogtexte. Das habe ich bisher noch nicht bemerkt.
Einerseits ist das Projekt zwar mit Anfangsschwierigkeiten gestartet, läuft jetzt aber super – ich bin sogar zum Fan geworden. Warum soll man googelnde Journalisten, potentielle Arbeitgeber oder neugierige Projektpartner auf die inzwischen falsche Fährte locken? Anderseits, „darf“ ich die Geschichte verwischen, verwässern oder gar verändern? Ich schreibe ja nicht, dass der Start super war, aber der Historiker in mir sträubt sich, den „Delete“-Knopf zu drücken.
Ich kann mich irgendwie nicht entscheiden.
fiene & 90elf
Ich glaube die wollen mich verarschen bei 90elf.de. Das ist ein ganz neues Fußballradio für Deutschland. Vorletzte Woche ist das gestartet, um in die digitale und online Welt zu senden. Dahinter steht ein Radiobrutkasten, der in den nächsten Monaten noch mindestens 20.000 Spartensender für Deutschland „launschen“ möchte.
Habe heute mal die Schlußkonferenz gehört und alle Reporter hatten es eilig, nach dem Abpfiff fertig zu kommentieren. Nur einer kommentierte in Ruhe fertig, als im Hintergrund auf einmal die Stadionatmosphäre verschwand und das Soundlogo von einer Biermarke erklang. aber nur wenige Takte waren zu hören, denn der Sound wurde schnell runtergezogen, sodass die letzten Worte des Reporters ohne Fangejole gesendet wurden. Besteht etwa die Leistung der 90elf-Reportern darin, in einer Rumpelkammer zu sitzen und das Premiere-TV-Programm (nur mit Atmo) zu schauen und dann zu bequatschen?
Leider habe ich auf der 90elf.de Webseite dazu keine Antwort gefunden. Die Hauptseiten sind so schlecht mit Flash realisiert – ich hätte fast eine Lupe geholt, um die Pixel-Links zu erwischen. Im Pressebereich sind außerdem nur PDFs ohne Dateiendung verlinkt. Die zu öffnen ist so umständlich, dass ich mir nicht alle anschauen konnte. Das allgemeine Wording scheint aber zu sein „Das multimediale Programm bietet kostenlos im Internet alle Spiele der 1. und 2. Bundesliga live und in voller Länge, einzeln oder als Konferenz.“ Die Macher klären mich nicht auf und das dubiose Gefühl bleibt; dem Zuhörer wird etwas vorgegaukelt, was der Sender nicht leisten kann. Eigentlich ist Fußball ein Thema, bei dem man so schön direkt vor Ort sein kann und Emotionen transportieren kann. Das scheinen die Macher in ihrer Businessplanwelt vergessen zu haben. Dafür sind sie DFL Partner.
Leider habe ich kein Premiere: Hat jemand Lust die O-Töne von Trainern und Spielern nach dem Spiel in der Analyse mal mit denen zu vergleichen, die bei Premiere gesendet wurden?
P.S.: 90elf ist ein genialer Fußballsendername.
fiene & 150 mediale zeiten
Die 150. Ausgabe von Was mit Medien steht im Netz. Gefeiert haben wir die runde Nummer nicht. Dafür haben wir ein wenig unser Archiv durchstöbert. Seit der Premiere im Herbst 2004 haben wir über 5.250 Minuten Programm gemacht. Wenn wir jetzt den „Play“-Knopf drückten, würde die 150. Ausgabe erst am Donnerstag Nachmittag laufen. Herr Pähler und ich haben uns 900 Fragen bei dem Quiz „Was mit Köpfen“ gestellt. Häufigste Antwort: Jochen Rausch. Der häufigste Studiengang unserer Teammitglieder ist übrigens nicht Kommunikationswissenschaft, sondern Jura. Seit Ausgabe 80. haben wir nur zwei Wochen Pause gemacht: Deswegen gibt es jetzt eine kleine Sommerpause.
fiene & herr schumacher
Kaum ist Herr Pähler alleine, stellt er den Laden auf den Kopf. Mir wurde ein geheimes Tondokument zugespielt, indem er sich mit V.i.S.d.P.-Herausgeber und N24-Talkshowmoderator Hajo Schumacher gegen mich verbrüdert. Aber Leute, die in Hamburg beim Volokurs sind, sollen ja ein leichtes Opfer sein.
Das richtige Interview gibt es übrigens in der „Was mit Medien„-Ausgabe 150. Die gibt es ab Freitag – es ist vorerst die letzte Episode. Dann gehen wir in die Sommerferien. Versprochen.
fiene & welt adé
Da sitze ich jetzt vor meinem Blog und während ich diese Zeilen tippe, lacht das eine Auge und das andere weint: Nach genau 1 1/2 Jahren endet die Partnerschaft von unserem Podcast „Was mit Medien“ mit Welt Online. Am 01.08. verabschieden wir uns in eine Sommerpause und kehren dann irgendwann, irgendwie zurück. Entweder als bunter PDF-Newsletter oder wir machen Projekte in Berlin.
Jetzt schwirrt euch bestimmt die Frage nach dem „Warum?“ durch den Kopf. Das Ende der Kooperation ist das Ergebnis einer Entscheidung in einem großen Haus. Und wie das in einem großen Haus ist; wir sind auch nicht die einzigen, die es getroffen hat. So ist das halt in den Medien: Eine Tür wird geschloßen und eine neue wird aufgemacht. Ursprünglich war die Zusammenarbeit sogar nur für ein halbes Jahr geplant. Auf jeden Fall haben unsere Leute von Welt uns sehr freundliche Worte mit auf dem Weg bekommen und überhaupt: bis Ende des Monats geht es ja auch noch weiter.
Wo wir doch gerade von Was mit Medien sprechen: Wir haben eine Kleinanzeige veröffentlicht, die ihr unter www.das-medienmagazin.de findet. Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Satz einmal selber nutzen werde: Ich bitte Sie um freundliche Berücksichtigung in Ihren Publikationen.
fiene & sperrfristen
Wir müssen noch mal über Sperrfristen reden. Nach der gestrigen Grimme Online Award Panne haben wir wieder gesehen, dass Online und Sperrfristen einfach nicht zusammen passen. Ich finde aber, wir sollten, von der Panne losgelöst, nocheinmal darüber reden. Thomas Knüwer hat sich natürlich über die Panne aufgeregt. In den Kommentaren hat Journalist Jörg Schieb (u.A. WDR) reagiert, hier ein Ausschnitt:
für alle nicht-journalisten unter den lesern: sperrfristen sind deshalb sinnvoll und nötig, weil es eben nicht nur elektronische medien und onlinemedien gibt, die mehr oder weniger direkt reagieren können, sondern eben auch print-kollegen, und die müssen eine meldung nunmal möglichst früh bekommen, um sie dann noch ins blatt heben zu können. das ist auch beim handelsblatt nicht anders. sollte man nicht verschweigen. 😉 von daher sind sperrfristen weder verlogen, noch ungewöhnlich oder unzeitgemäß.ich würde allerdings zustimmen, dass man sich vorabmeldungen bei einer preisverleihung verkneifen sollte. wie bei den „richtigen“ grimmepreisen. denn das zerstört in der tat die spannung.
Sperrfristen gibt es also für die Zeitungskollegen. Und das ist der falsche Ansatz. Im Prinzip bekommen die Zeitungskollegen hier einen falschen Vorsprung. Sperrfristen machen Sinn, wenn Behörden zum Beispiel Notfalleinsätze proben möchten oder Alarmsysteme testen; um diese Proben nicht zu gefährden ist journalistische Diskretion wichtig.
Aber für alle anderen Bereiche gleicht eine Sperrfrist nichts anderes, als zusätzlicher heißer Luft. Wenn eine Veranstaltung am Abend stattfindet und die Kollegen berichten, wie ist dann der normale Gang der Dinge? Ein Onliner verschickt schnell seinen Text und schon eine Stunde später ist ein erster Text im Netz; eine weitere Stunde später vielleicht eine ausführlichere Version. Ein Radiomensch sammelt seine Töne, fährt in den Sender und wenn das Ereignis überhaupt in den Weltnachrichten auftaucht, dann ist es auch noch am gleichen Abend auf dem Sender. Hat es Regionalbezug, wird es in den Nachrichten erst am nächsten Morgen gesendet. Das Programmstück gibt es auch erst am nächsten Morgen. Die Fernsehkollegen können auch nur für den nächsten Tag produzieren, es sei denn es hat die Tragweite in einem Nachtjournal platziert zu werden; wenn es ein wöchentliches Fernsehmagazin ist, liegt das Material sogar noch länger auf der Platte. Haben die Printkollegen ihre Druckdeadline verpasst, steht es halt erst einen Tag später in der Zeitung. Durch eine Sperrfrist profitiert die Zeitung, weil sie schon direkt am nächsten Tag berichten kann – dafür wird aber womöglich jegliche Spannung genommen.
Wenn man sich in Zeiten von Online die Risiken anschaut, ist das ungerecht. Warum auch der Zeitungs-Vorteil gegenüber Radio und Fernsehen? Die bekommen ihre Reaktionstöne auch erst am Abend. Zeitungsleser wissen sehr gut, dass am Abend irgendwann „Druckschluß“ ist und sie wissen auch, dass andere Medien schneller informieren. Ich glaube, darum geht es aber Zeitungslesern gar nicht. Sie wollen lieber Hintergründe. Und was die Spannung angeht: Ein bisschen Spannung schadet doch nie, oder? Dann macht das Berichten auch mehr Spaß.
fiene & das ehrliche medienforum
Ich habe mich gestern ein wenig in das Medienforum verliebt. Der Tag fing ja auch schon gut an, denn Organisator Dr. Gernot Gerke begrüßte uns gutgelaunt am Eingang (Foto). Ich mag die Ruhe auf dem Medienforum. Die einzige Aufregung lieferte mir das Unverständnis einige Printleute in Sachen Internet (Fernsehleute scheinen da schon ihre Hausaufgaben gemacht zu haben). So fragte ernsthaft ein WAZ-Mann Dr. Kai Gniffke von der ARD, was er denn „gegen Online tun wolle“. Ich habe für einen Moment gehofft, der Moderator hat sich einfach nur falsch ausgedrückt. Die Tatsache, dass er alle seine Fragen schriftliche vorformuliert hat, lässt auf ein erschreckendes Unwissen schließen.
Zurück zum Forum: Ohne Generation M, Podcastday und Co. fehlt eindeutig der Troubel und ein dickes Programmheft. Aber das will ich dieser Fachtagung gar nicht vorstellen. Im Prinzip haben in den letzten Jahren viele gemeckert, weil alles Superlativiert worden ist; wer blickt denn da noch durch.
Für Lukas ist diese Veranstaltung Kalter Kaffee, aber einen Abgesang will er nicht einstimmen:
„Und das medienforum.nrw wird allem Gemecker und aller Redundanz zum Trotz auch in zwanzig Jahren noch die gleichen Diskussionen führen. Anders wärs ja auch langweilig.“
Knüwi sieht das anders:
„… der Ballungsraum NRW verdiente etwas besseres. Mit seiner aktuellen Ausrichtung aber ist das Medienforum ein Auslaufmodell.“
Dr. Kai Gniffke hat gestern auch eher Olle Kamelle in Kölle erlebt:
Das Medienforum NRW in Köln gehört sicher zu den großen und renommierten Veranstaltungen dieser Art und deshalb hatte ich gehofft, dass wir heute etwas weiter kommen.
Der ARD Aktuell Chefredakteur sieht das Medienforum als große und renommierte Veranstaltungen seiner Art. Deshalb hoffte er, weiter zu kommen. Aber ist das nicht schon immer so auf Konferenzen gewesen? Jahr für Jahr die gleichen Gesichter und die gleichen Themen? Vor 20 Jahren ist die Zeitung auch schon für tot erklärt worden. „Innovation findet nur auf der grünen Wiese statt“, sagte gestern Xing-Gründer Lars Hinrichs. Recht hat er. Das Medienforum NRW findet nicht auf einer grünen Wiese statt. Stattdessen wird es besucht von den verwurzelten Bäumen der Medienlandschaft. In diesem Jahr ist der Mischwald gelichtet und das Unkraut entfernt. Vielleicht ist auch genau das die Intention der Veranstalter. Vielleicht internpretieren die Kritiker ihre Wunschvorstellungen in diese Veranstaltung, die gar nicht versucht werden zu erfüllen.
(Hier mein erster Eindruck vom Forum – mehr inhaltliches zu den Diskussionen kommt später – ich muß erst einmal frühstücken)
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